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Dieser Beitrag ist besonders für Neulinge im LARP und Schurkenspiel wichtig. Folgend stellen wir übliche Fehler dar, die hunderten Spieler und Spielerinnen gemacht haben. Wenn du diese Fehler kennst und vermeiden kannst, wird dein Einstieg in das Schurkenspiel wesentlich spaßiger, fairer, OT-konfliktfreier und spannender sein.

Schurkenspiel kann ein komplexes und schwieriges Rollenspiel sein, das viel Fingerspitzengefühl bedarf, um auch für andere Spieler interessant, interaktiv, aufregend und spaßfördernd zu sein. Es gibt viele gängigen Fehler und Gefahren der Spielstörung, die leicht vermeidbar sind. Schurkisches Rollenspiel kann, wenn falsch angegangen, sehr destruktiv und spaßhemmend für andere Spieler (und in weiterer Folge auch für Schurkenspieler selbst) sein. Es ist für Schurken-Anfänger besonders wichtig, diese Gefahren zu erkennen und OT eine grundsätzlich faire, kooperative, positive und spielfördernde Ausrichtung des eigenen Rollenspiels in ihre schurkische Idee einzubauen.
Wir empfehlen die oberste Maxime: „Ich produziere spannendes, interaktives und OT-faires Rollenspiel für mich selbst und für andere.“ Einfach gesagt: Verstehe dich als Spielmacher/in – nicht als Spielkonsument. Schurkenspielerinnen müssen Konfliktfelder und positive sowie negative Rollenspielpotentiale des „Schurkisches Rollenspiels“ verstehen. Lasst uns dazu aus den gemachten Fehlern der Vergangenheit lernen:
Fehler 1 – Ein möglichst bösen und coolen Charakter spielen
Auch wenn besonders imposante, coole und schlagfertige schurkenhafte Vorlagen aus Film, Computerspielen und Literatur zum Nachahmen verlocken, sind sie im LARP meist nicht spielbar oder im schlimmsten Fall sogar spielstörend. Oftmals sind die schurkenhaften Vorlagen extreme Einzelgänger, zeigen stark destruktives/gewalttätiges Verhalten oder zeichnen sich durch andere soziale Unverträglichkeiten aus. Eines der zentralen Elemente von funktionierendem Rollenspiel ist jedoch „(soziale) Interaktion in ketten-gliedriger Reihenfolge“, also ein stetiger Austausch von Aktion-Reaktion-Aktion.
Es muss also schon bei der Charaktererstellung reflektiert werden, ob die Kopie der Charakterzüge, Tätigkeiten und Verhaltensweisen des Film- oder Literaturschurken eine rollenspielerische Interaktion begünstigt, hemmt oder sogar verhindert. Je nach Charakteraufbau, Setting und Regelwerk kann es sein, dass die tollen Hauptfähigkeiten des Charakters gar nicht spielbar sind, gebraucht oder angefragt werden. Was darauf folgt: Langeweile und erschwerter Einstieg in interaktives Rollenspiel oder Plot.
Wenn du erstmalig einen schurkischen Charakter erstellen möchtest, dann empfehlen wir dir die die Leitfäden zur Charaktererstellung und die Artikel zu den Archetypen in unserer Bibliothek.

Fehler 2 – Ganz viel schwarz und stets maskiert
Voll schwarz sieht schon cool aus, oder? Schwarz ist eine unglaublich beliebte Farbe, nicht nur unter Schurken – doch sie verspricht viel und hält jedoch nur wenig.

Tarnung und Unscheinbarkeit: Ein reines Schwarz tarnt nicht, das Auge nimmt Schwarz in leichter bis mittlerer Dunkelheit sogar sehr gut wahr. Besser geeignet sind sind Grau-, Grün- und Brauntöne. Ein überwiegend schwarz gekleideter Charakter fällt im Stadtgedränge, im Wald oder auf freie Wiese sehr leicht auf. Selbstverständlich gibt es einige wenige Charakterkonzepte bei denen schwarze Kleidung sehr gut wirkt, die meisten Schurkenkonzepte gehören aus Erfahrung jedoch nicht dazu. Schwarze Elemente in der Gewandung können wundervolle Akzente setzen, sollten jedoch nicht zur überwiegenden Standardfarbe der Gewandung gehören. Schau dir mal unseren Beitrag zum „Zwiebeldesign“ an.
Geile Maskierung: Eine dauerhafte Maskierung ist nicht zweckmäßig. Eine Maskierung ist ein temporäres Werkzeug und und dient in einer sehr speziellen Situation dazu, die eigene Identität zu verschleiern oder falsche Spuren zu legen. Es gibt natürlich Charakterkonzepte bei denen ein fürchterlich entstelltes Gesicht verdeckt werden soll oder die Maske zur Rüstung gehört. Eine dauerhafte Maskierung ist jedoch ein derart auffälliges Merkmal, dass sie wahrscheinlich als primäres Wiedererkennungsmerkmal von allen Wesen genutzt wird, die nach dir suchen. Eine schlecht gewählte oder designte Maskierung kann auch ziemlich lächerlich wirken, wenn sie nicht erkennbar zum Charakterkonzept passt. Weiterhin kann eine dauerhafte Maskierung sehr auffällig und sehr anstrengend für den Träger sein. Empfehlenswerte Überlegung: Ist meine Maskierung vielleicht sinnlos, weil ich sowieso leicht an meiner restlichen Ausrüstung oder körperlichen Merkmalen identifiziert werden kann? Besitze ich Wechselkleidung? Wann setze ich meine Maskierung ein? Als Werkzeug bei Schattentaten oder bei Auftritten bei denen Eindruck gemacht werden muss? Wähle deine Maskierung weise.
Fehler 3 – Schadhaftes Spiel und reiner Konsum
Die Trennung von IT und OT ist nicht immer leicht. Manchmal können IT-Handlungen, ganz besonders von Schurken, andere Spieler/innen OT verärgern und ihnen den Spielspaß mindern. Aufgrund des Kerns von Schurkenspiel, dem Konfliktspiel, ist die Chance in dysfunktionale Mechanismen, Konflikt-Szenarien und Problemfelder zu geraten, leider sehr hoch. Dies ist einer der Hauptgründe, warum Schurkenspiel in Verruf geraten ist. Daher ist es uns eine Herzensangelegenheit das Schurkenspiel im LARP zu verbessern und zu zeigen, wie es besser gemacht werden kann. Doch lernen wir zunächst von einige schlechte Beispiele und Worst-Case-Szenarien:

Meuchelmörder vs Nachbarn
Der Meuchelmörder ermordet ein paar Zeltnachbarn, weil sie ihm auf die Nerven gingen und ein Meuchelmörder nunmal meucheln. Ergebnis: Die Zeltnachbarn sind OT verärgert, weil ihre Charaktere umgebracht wurden, ohne dass es in ihren Augen einen ausreichenden IT-Grund dafür gegeben hätte.

Totale Auslöschung der Feinde
Der Gangboss befiehlt die totale Auslöschung der gegnerischen Bande, weil diese keinen Respekt gezeigt haben und sich in das Geschäftsfeld eingemischt haben. Die Bande bringt alle anderen Charaktere in einem taktisch hervorragend durchgeführten Überraschungsangriff um.

Ergebnis: Die unterlegenen Spieler müssen sich neue Charaktere und vielleicht ein neues Gruppenkonzept überlegen. Das kann viel Unmut erzeugen. Zwar hat die obsiegende Bande nun IT keine Konkurrenz mehr, aber OT gibt es viel weniger Aktion-Reaktion-Möglichkeiten um Rollenspiel im Gangmilieu zu machen. Schade eigentlich…

Räubers Beute
Die Räuberin haut ihr Opfer einfach überraschend um, durchkramt ungefragt alle Taschen, nimmt sich alles dem sie habhaft werden kann und verschwindet schnell wieder in eine vorgeplante Richtung. IT-Taktisch effektiv durchgeführt – doch das Ergebnis:

Der Spieler des Opfers hat vielleicht viele kleinen Erinnerungen und erspielten, gebastelten, gefundenen Gegenstände (Karten, Schnitzereien, Glücksbringer, Heiltränke, Verbände) und alle seine Münzen verloren. Dabei ist leider auch -ungewollt- ein kleiner Beutel mit OT-Geld und Kontaktlinsendöschen mitgenommen worden. Das Opfer hat relativ wenig Rollenspiel, kein spannendes Erlebnis und es gibt wenig fortführende Spielansätze. Dazu hat das Opfer einen OT Schaden erhalten und ist verständlicherweise schwer verärgert. In Extremfällen kann hier sogar eine OT-Straftat vorliegen, wenn keine Zustimmung der Mitnahme der Gegenstände vorliegt.

Diebe klauen halt Zeug
Ein Dieb bricht in ein als dauerhaft IT markiertes Zelt ein, als alle Anderen bei der Endschlacht sind, durchwühlt der Dieb alle Kisten und nimmt mehrere Schwerter, einen Sack voller IT-Münzen und einen tollen Helm mit.

Ergebnis: Nach der Endschlacht sind Cons meistens vorbei. Es ist fraglich ob dann noch ein Hehler den Transfer der Gegenstände bespielen kann. Ebenso ist es sehr fraglich ob die Schwerter und Helme überhaupt gediebt (gestohlen) werden durften. Die Bewohner des Zeltes sind IT und OT verärgert, sie müssen (IT und OT) ihrer Ausrüstung hinterherlaufen. Die Wegnahme von Helm und Waffen waren für die Besitzer OT nicht akzeptabel, doch dies wusste der Diebes-Spieler nicht, denn das Zelt war ja als IT markiert. Eine Aneinanderreihung von Missverständnissen produziert Ärger auf allen Seiten.

Bei einigen dieser Szenarien oder einzelnen Elementen, zählt sicherlich das Argument „das gehört eben zum Spiel dazu“, doch dies ist aber nur ein sehr schwaches Argument, da es dazu viele verschiedene und gleichermaßen berechtigte Auslegungen, Ansichten und Meinungen gibt. Aus vielen Jahren Rollenspielerfahrung können wir mit absoluter Sicherheit sagen: Hat ein Schurke nicht „fortführendes Rollenspiel“, Fairness und dem Spaß der anderen stets im Sinn – wird es OT Ärger und Frust geben. Dies ist klar vermeidbar, wenn man sich an einige Grundsätze hält.

Fehler 4 – Kein Konsequenzwille
Je nach dem was für ein Charakterkonzept bespielt wird und welche Taten der Charakter begeht, können die IT-Konsequenzen sehr drastisch sein. Machen wir uns nichts vor: Wir bespielen Charaktere die mindestens im gesetzlichen und sozialen Graubereich arbeiten und teilweise gefährliche oder verbrecherische Taten vollführen, die andere „nicht so gut“ finden. Da muss man sich nicht wundern wenn der eigene Charakter irgendwann IT-Konsequenzen oder IT- Strafen gegenüber steht. In unterschiedlichen LARP-Ländern gelten unterschiedliche LARP-Gesetze, Vergehen werden bestraft, schlimme Verbrechen werden schwer bestraft. Dein Charakter könnte unter Umständen hingerichtet werden – dessen solltest du dir immer bewusst sein. Ein Schurkenspieler sollte einen hohen Konsequenzwillen haben. Das erhöht jedoch auch die Spannung am Schurkenspiel und ist Kern der Sache. Aber auch du hast das Recht auf die sog. „Opferregel“ und Anspruch auf die Möglichkeiten dein Rollenspiel fortzuführen.
Fehler 5- Zuviel Klischee
Das Verwenden von schurkischen Klischees hat starke Vor- und Nachteile. Ein klar erkennbares Klischee ermöglicht es anderen Spielern und Spielerinnen dich gezielt auf „schurkische Dinge und Interaktion“ anzuspielen. Zwielichtigkeit und Verruchtheit lassen sich hervorragend durch Optik der Gewandung oder ein bestimmtes Verhalten darstellen.
Klischees haben jedoch auch ihre Schattenseiten und können sich ins Gegenteil verkehren, wenn man zu stark übertreibt. Es gibt Charaktere die stark überzeichnet sind, um ein bestimmtes Klischee zu erfüllen oder bestimmte Anspielmöglichkeiten unübersehbar zu offenbaren. Auf der anderen Seite können Klischees auch langweilig wirken, wenn der fünfte „Meisterassassine nach Vorbild Altair“ in die Taverne kommt. Manchmal führen Klischees auch zu Slapstick oder dazu dass andere Spieler die dargestellte Rolle nicht ernst nehmen können. Klischees hängen oft stark mit der Wahrnehmung von Schurken und Schurkinnen aus Film, Fernsehen, Spielen und Literatur zusammen. Für die Dosierung von Klischee gibt es kein Rezept – hier du musst deinen eigenen Stil finden und reflektieren, der zu deiner Spielumgebung passt.
Du kennst noch mehr klassische Fettnäpfchen des Schurkenspiels? Lass es uns in den Kommentaren wissen oder schreibe eine Ergänzung zu diesem Artikel. Wenn dieser Artikel einen gewissen Reifegrad erhalten hat, möchten wir damit an die Öffentlichkeit gehen. Wirke mit – mache Schurkenspiel mit uns gemeinsam besser!

Wenn du diese Fehler oder Szenarien vermeiden kannst, dann kannst du dein Schurkenspiel schon stark verbessern.

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