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In diesem Beitrag haben wir pragmatische und konkrete Tipps zur Verbesserung deines schurkischen Rollenspiels gebündelt. Natürlich braucht es mehr theoretisches Verständnis und praktisches Fingerspitzengefühl, um sich handlungssicher im schurkischen Rollenspiel zu bewegen, eine Auswahl aus diesen Tipps wird dich jedoch gut voranbringen. Wenn du noch mehr Tipps oder Ergänzungen hast, lass es uns in den Kommentaren wissen. Doch nun zur Kernfrage:

Wie kann ich mein schurkisches Rollenspiel verbessern?

Ein ausgearbeiteter Charakterhintergrund ist ein Reservoir, aus dem du für dein eigenes Charakterspiel schöpfen kannst. Um ganz realistisch zu sein: Niemand interessiert sich für den vollen Umfang deiner X Seiten Charaktergeschichte – jedoch bietet dir ein „ausgestalteter bekannter Rahmen“ nutzbare Angelpunkte, um Persönlichkeit, Dialoge, Motivationen, Ängste und Ziele im Rollenspiel glaubhaft zu füllen. Empfehlung: Schreibe dir mindestens eine Seite Charakterhintergrund zusammen – besser mehr. Das ist ein wertvolles Hilfsmittel für deine Darstellung. Hier hast du einen Leitfaden dazu: Link

Durch eine ständige „Schurkische Agenda“ deines Charakters kannst du kurz- und langfristige Ziele generieren und überraschende Situationen leicht im Rollenspiel adaptieren. Eine Agenda ist das alchemistische Konzentrat aus persönlichen Ambitionen, Visionen, Motivationen oder verborgenen Absichten und beschreibt das, was deinen Charakter wirklich erreichen will. Setze deinem Charakter langfristige (vielleicht sogar unerreichbare) Ziele, die zur Hintergrundgeschichte passen. Aus dieser Agenda kannst du viele Verknüpfungspunkte, Motivation, kleinere Ziele und häufig auch Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Charakteren generieren. Auch dein moralischer (manchmal vielleicht verrückter) moralischer Kompass kann sich an deiner Agenda ausrichten. Die Agenda kann ruhig sehr „grob strukturiert“ sein – eine einfache Agenda reicht meistens schon. Besonders wenn diese Agenda im Kontrast zu dem stehen, was die anderen Charaktere oder die Welt um dich herum von dir erwarten, wirst du stärker als „Antagonist/in“ wahrgenommen. Wichtig dabei ist, dass deine Agenda mit dem was um dich herum passiert verwebbar und dein Charakter trotz aller Konflikte bespielbar ist. Hier hast du einige Beispiele:

  • Rache: Dein Charakter könnte von einem tiefen Verlangen nach Rache gegen eine bestimmte Person, Organisation, Familie, Religion oder Rasse motiviert sein. Die Rache-Absichten könnten lethaler oder nicht-lethaler Natur (Rufschädigung, Finanzieller Ruin, Intrigen) sein.
  • Machtgewinn: Die ständige Suche nach politischer, schatten-politischer oder anderweitiger Einfluss und Macht, aber auch Fähigkeitengewinn für sich selbst oder eine Bezugsgruppe (Familie, Bande, Lord, Lady, Blutslinie, Religion, Organisation, usw) könnten deinen Charakter ständig antreiben.
  • Gier nach Reichtum ist unter Schurken weit verbreitet. Dein Charakter könnte von grenzenloser Gier getrieben sein und ständig nach Wegen suchen, den eigenen Reichtum zu vermehren. Es könnte auch ein völlig illusorisches Ziel als Begründung definiert werden, um dem Reichtum ständig nachzujagen.
  • Selbstverwirklichung: Dein Charakter könnte nach Selbstverwirklichung streben und bereit sein, moralische Grenzen zu überschreiten, um seine eigenen Ziele zu erreichen, sei es in Bezug auf Wissen, Fähigkeiten oder persönliches Wachstum.
  • Chaos und Terror: Manche Charaktere sind davon getrieben, Chaos zu stiften und die etablierte Ordnung zu stören oder aufzulösen, ohne einen klaren persönlichen Gewinn anzustreben. Auch Terrorismus gegenüber einer herrschenden Organisation, Familie oder Adelsgruppe wären denkbar.
  • Befreiung der Unterdrückten: Dein Charakter könnte darauf abzielen, Unterdrückte und Geknechtete zu befreien oder zu unterstützen, auch wenn dies bedeutet, dass dabei zwielichtige Methoden anwendet werden.
  • Erhaltung der religiösen Ordnung: Dein Charakter könnte von einem extremen Fanatismus getrieben sein und bereit sein, radikale Maßnahmen zu ergreifen, um seine Religion zu schützen, zu unterstützen oder zu verbreiten.
  • Erlangung von Unsterblichkeit: Das Streben nach Unsterblichkeit (so verrückt es ist), treibt seit je her viele Charaktere an und bietet ständiges Potential, moralische Grenzen zu überschreiten.
  • Veränderung der Gesellschaft: Dein Charakter könnte darauf abzielen, die bestehende Gesellschaftsordnung oder das bestehende Moralverständnis in eine bestimmte Richtung zu verändern. Egal mit welchen Methoden.

Durch kleine Ziele pro Con/Reise, können spannende Abenteuer entstehen.  Derartige Ziele können total unspektakulär sein, mit solchen „kleinen Zielen“ hat man jedoch immer etwas „zu tun im Ärmel“. Solche kleinen Ziele könnten an die „Schurkische Agenda“ geknüpft sein. Beispiele sind:

  • Informationsbeschaffung über politische Intrigen, magische Artefakte oder die Pläne anderer Charaktere. Diese Beschaffung muss nicht zwangsläufig zu etwas führen – allein der Akt der Beschaffung wird viel Aktion-Reaktion erzeugen. Erstelle kleine Dossiers oder Notizbündel welche du irgendwann irgendwo verkaufen kannst. Informationen sind Macht und bare Münze wert!
  • Beschaffung eines Gegenstands, sei es ein eine Zutat, ein Rezept, Bauplan, geheime Dokumente oder einfach ein neuer hilfreicher Ausrüstungsgegenstand. Klappere Händler- und Handwerkerinnen ab.
  • Schmieden von Allianzen mit anderen Charakteren, sei es für kurzfristige Partnerschaften oder langfristige Vereinbarungen. Dabei könntest du versuchen, die Allianz für deine eigenen Ziele zu nutzen oder einfach Handlanger anzuheuern.
  • Verbessere deinen Ruf durch geschicktes streuen von Gerüchten und Tatsachen. Nutze dafür auch andere Wesen als Gerüchteköche. Übertreibe dabei nicht zu stark. Du kannst deinen Ruf verschleiern, erhöhen oder absenken.
  • Gründe eine (kleine) Geheimorganisation oder Verbindung und arbeite im Verborgenen daran, politische oder kriminelle Macht aufzubauen oder Informationen zu generieren. Solch eine Organisation kann auch temporärer Natur sein, bis deine Ziele erfüllt sind.
  • Schurkische lukrative Handelsabkommen mit zwielichtigen Händlern oder Händlerinnen. Dies Abkommen können durchaus auch „fiktiver“ Natur sein – es geht um das Verhandlungsspiel.
  • Lehrmeister oder Lehrmeisterinnen für eine bestimmte Fähigkeit finden und dort (kurzzeitig) in die Lehre gehen. Verschaffe dir neues Wissen und neue Fähigkeiten.
  • Eine Aufklärungsmission (alleine) im Wald durchführen. Dies führt oft zu spannenden Entdeckungen oder Zufallsbegegnungen – mindestens zu einer schönen kleinen Wanderung im Wald.
  • Potentiellen Auftraggebern die eigenen schurkischen Dienste anbieten. Auch wenn du nicht weisst was du tun sollst – vielleicht wissen es andere. Benutze eine vorsichtige Annäherungsstrategie, bring vorher etwas über deine Auftraggeber in Erfahrung und nutze deine Silberzunge. Selbst wenn du keinen Job bekommst – deine Gesprächspartner kennen dich nun als „moralisch flexiblen Auftragnehmer oder Auftragnehmerin“.
  • Einen 1-Tages-Job mit Potential für Schurkenspiel finden, annehmen und erfüllen. Sowas wie „Wache“, „Leibwache“, „Spion“ oder ähnliches. Versuche einen kleinen Profit oder Informationen für dich herauszuschlagen.
  • Ein Glücksspiel veranstalten und manipulieren. Nimm ein paar dieser reichen Säcke aus.
  • Eine Messerkampf-Übungsrunde mit anderen Kämpfern und Kämpferinnen machen. Du wirst bei jeder Runde etwas lernen.
  • Einen eigenen Ausrüstungsgegenstand verbessern, entweder durch eigenes Handwerk oder mit Hilfe von anderen Handwerkerinnen.
  • Einen Taschendiebstahl begehen. Nur für die kleine tägliche Dosis Adrenalin.
  • Beschatte die Schatten: Schnüffel herum. Beschatte andere Schurken und Schurkinnen und lerne sie vielleicht kennen.

Durch Gewandung kann deine schurkische Charakterdarstellung visuell unterstützt werden. Die Gewandung kann entweder völlig unscheinbar sein oder ganz offensichtlich und klischeehaft mit dem schurkischen Thema spielen. Übertriebene Elemente sollten jedoch vermieden werden.

  • Anwendung des Zwiebel-Prinzips: Verwende keine eintönige und einlagige, sondern mehrlagige und farblich unterschiedliche Kleidung. Dunklere Farben vermitteln eine düstere und geheimnisvolle Erscheinung. Die Mixtur aus grobem Stoff und abgewetztem Leder können einen rauen Look vermitteln.
  • Spiel mit schurkischen Klischees aus Literatur und Film: Im LARP braucht es oft einen visuellen Indikator um zu zeigen „ich bin zwielichtig“. Dies kann über die Zusammenstellung der visuellen Erscheinung deines Charakters erzeugt werden. Lass dich dabei von Bildern, Film und Literatur inspirieren. Dies muss jedoch damit balanciert werden, wie stark du auffallen möchtest. Achte darauf, dass du nicht übertreibst und „supercoole-superböse-Elemente“ vermeidest.
  • Große Kapuzen illustrieren schurkische Charaktere gut. Es gibt spannende Konstruktionen, die gleichsam Masken oder verschiedenfarbige Wende-Kapuzen (Beitengugeln) sein. Ebenso kannst du versteckte Taschen in deine Kapuze einnähen.
  • Wendekleidung mit einer auffälligen Seite und einer Seite für die Arbeit in der Dunkelheit unterstreichen deinen Charakter und sind sehr nützlich.
  • Abgewetzte Kleidung kann zeigen dass man viel unterwegs ist.
  • Verspielte Details können subtil auf die schurkische Natur deines Charakters hinweisen. Das könnten Nähte in Gewandung und Fleisch, eine auffällige alte Narbe, Symbolik, Schmuck oder andere Besonderheiten sein. Tattoos und Hautbilder könnten alte Bandenmitgliedschaften anzeigen.

Durch Ausrüstung kann deine schurkische Darstellung stark unterstützt werden. In passenden Situationen die passenden Gegenstände parat zu haben oder damit herumzuspielen unterstreicht deinen schurkischen Charakter enorm. Das könnten etwa sein:

  • Dünne Tarncapes für Wald und Nacht, gerollt in einer kleinen Tasche am Gürtel. Dies sollte aus sehr dünnem Stoff bestehen und dient nur dazu, dich zu verhüllen und deine Konturen zu verschleiern.
  • Schreibwerkzeug und ein kleiner Schreiber sind Grundhandwerkszeug von Schurken und Schurkinnen! Du kannst diese Ausrüstung mit vorgefertigten Einmal-Code-Schlüsseln ergänzen.
  • Kleine Messerchen und Tötungswerkzeuge die in deiner Kleidung versteckt sind. Ebenso gehören dazu Werkzeuge zum Taschendiebstahl wie scharfe Münzen oder Fingerhaken.
  • Masken, Halbmasken und Halstücher sind nützliche Accessoires und erzeugen auch Wirkung, wenn sie nur am Gürtel baumeln. Ein oder zwei verschiedene Vermummungen oder Maskierungen für verschiedene Zwecke sind hilfreich.
  • Kleine Spionagegeräte wie Hörrohre, Ferngläser oder winzige Spiegel können helfen, unbemerkt Informationen zu sammeln.
  • Gezinkte Karten oder Würfel können im Glücksspiel verwendet werden, allerdings können sie in vertrauten Runden herumgezeigt werden, um damit zu üben oder davor zu warnen.
  • Schwarze oder dunkle Verbände sind tatsächlich ungewöhnlich und oft ein Hingucker, wenn sie angelegt werden.
  • Rauchbomben können dazu genutzt werden Ablenkungen zu erzeugen.
  • Vogelpfeifen können dazu genutzt werden um sich gegenseitig verdeckte Signale zu geben.
  • Habe immer etwas Tauschware dabei, die keine Münzen sind. Oft trifft man Wesen, die zwar an Handel interessiert sind – aber mit geprägten Münzen nichts anfangen können.
  • Habe immer ein kleine Giftphiole dabei – man weiß nie wofür man es braucht. Das kann ruhig ein harmloses Übelkeits- oder Schlafgift sein.
  • Ein Set mit Dietrichen, versteckt am Gürtel ist immer hilfreich. Manchmal gibt es unter Schurken und Schurkinnen kleine Wettbewerbe – dabei mit eigenen Werkzeugen anzutreten wirkt professionell. Natürlich auch für die alltägliche Arbeit undsoweiter…
  • Ein Set mit Verkleidungsmaterialien das spontan genutzt werden kann: Ein falscher Schnurrbart, bunte Tücher oder eine kleine Perücke.
  • Seil und Kletterausrüstung wie Kletterhaken können dabei helfen über Mauern oder in Gebäude zu gelangen. Oder um andere Wesen zu fesseln…

Durch Spezialisierung kannst du deinen Charakter stark entwickeln und bekannt machen. Wer alles macht – macht nichts zu hundert Prozent. Sei keine eierlegende Wollmilchsau und mache „alles“ – fokussiere dich auf ein Fachgebiet und werde damit bekannt.

  • Grenze deine Spezialisierung ein/ab und kommuniziere was du kannst und was du nicht kannst – oder was du machen willst und was nicht.
  • Kommuniziere, dass du Spezialist oder Spezialistin für bestimmte Themen bist. Je besser deine schurkische Bezugsgruppe(n) über deine Fähigkeiten wissen- desto eher wirst du darauf angespielt und eingebunden.
  • Heuere für Aufgaben, die du nicht machst, andere Handlanger und Handlangerinnen an. So produzierst du viel Rollenspiel.

Durch eine Auswahl aus Darstellungstechniken kannst du deinem Charakter spannende wahrnehmbare Ecken und Kanten geben und ihn glaubhafter darstellen. Manche dieser Techniken sollten vor einem Spiegel (am besten in Gewandung) geübt werden. Das ist erstmal ungewohnt, wird dir jedoch helfen einen wiedererkennbaren und glaubhaft schurkischen Charakter darzustellen.

  • Übe und nutze verschiedene Körperhaltungen und Bewegungsmuster, um eine glaubhafte, kraftvolle und bedrohliche Präsenz darzustellen. Binde dafür Gegenstände (Dolche, Becher, Spielkarten, Perlenkettchen, usw) ein. Mache Spiegelübungen, um verschiedene Blicke, Gesichtsausdrücke und Grimassen zu testen. Manche Gehmuster kann man spielerisch alleine auf einem Spaziergang oder direkt auf einer Con üben.
  • Überlege dir eine „bedrohliche Steh-Pose„, in der du gerne und entspannt stehst. Diese Pose kannst du immer wieder anwenden, wenn du irgendwo herumlungerst. Diese Pose kann auch etwas „überzogen“ sein – schließlich sind wir im Rollenspiel.
  • Übe und arbeite mit Stimme und Tonfall. Experimentiere mit verschiedenen Geschwindigkeiten, Lautstärken, Betonungen und Intensitäten um wahlweise bedrohlich oder vertrauensvoll zu wirken.
  • Überlege dir ein „bildliches Beleidigungs- oder Bedrohungsthema“ oder passende Floskeln, um kraftvoll und wiedererkennbar zu drohen, zu beleidigen und zu fluchen. Achte darauf, dass dein Thema erkennbar „fantastisch oder mittelalterlich“ ist und nicht OT beleidigt.
  • Assoziiere und interpretiere deine geplanten Handlungen oder Szenen mit bekannten Filmszenen, Bilder oder Musik, um dich als Spieler oder Spielerin in die Stimmung deines Charakters zu bringen.
  • Schreibe einen inneren Charaktermonolog über ein Thema oder eine Herausforderung deines Charakters. Das könnte die Form eines Tagebucheintrages oder eines schurkischen Plans haben. So kannst du viel über deinen Charakter erfahren und konstruieren.

Durch individuelles Spiel mit sich selbst und der „anonymen Umgebung“ kann der eigene Charakter sehr intensiv erlebbar gemacht werden. Rollenspiel kann man auch alleine machen. Meistens führt das „individuelle Herumtreiben“ auch schnell zu interaktivem Rollenspiel mit anderen Charakteren. Dabei kannst du auch viele kleine schurkische Einzeltaktiken üben.

  • Beobachtung üben: Ständig alles und jeden beobachten, sowohl aus dem Licht der Öffentlichkeit, aber auch aus der Dunkelheit der Schatten heraus. Hier kann man sich kleine Ziele setzen: Gespräche belauschen, Gerüchte aufschnappen, Vermutungen über andere Charaktere anhand der Erscheinung anstellen, Verbindungen zwischen Charakteren herausfinden.
  • Üben gewollt sichtbar und gewollt unsichtbar zu sein. Dazu Erscheinung, Kleidung, Verhalten und Körpersprache anpassen, um sich in eine bestehende Situation einzufügen. Unterschiede herausfinden, wie Licht und Schatten auf die eigene Wahrnehmung und die Wahrnehmung  von anderen Wesen wirken. Experimente damit, welche kleinen Änderungen der Körpersprache und des Verhaltens dazu führen, dass man mit dem Hintergrund verschmilzt.
  • Verfolgen von unbeteiligten Passanten üben, indem man einfach ein interessantes Wesen auswählt und es verfolgt bis es etwas bemerkt oder man die Lust verliert. Dabei können verschiedene Techniken erprobt und beübt werden.
  • Übe jemanden von seinem Platz oder Tisch zu vertreiben, ohne ihn oder sie direkt zu berühren. Sei einfach unangenehm. Du kannst den Schwierigkeitsgrad erhöhen indem du es versuchst ohne dein Opfer anzusprechen.
  • Übe eine „subtile Kontrolle“ auszuüben und versuche zB: „Leise zu sprechen und vertraulich zu wirken, damit eine fremde Person sich zu dir vorbeugt“ oder „Richte deine Aufmerksamkeit auf einen Punkt hinter die Person damit sich die Person umdreht“. Spannend ist auch „Verunsicherung erzeugen, indem du jemanden anstarrst oder dauerhaft aufs Ohr schaust“.
  • Übe das „soziale Chamäleon“ indem du ein „Spiel im Spiel“ versuchst und „alternative Legenden“ bespielst. Dabei kannst du auch Charakterzüge von anderen Charakteren kopieren. Tritt als unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen „Persönlichkeiten“ mit unterschiedlichen „unmittelbar erfüllbaren Zielen“ auf. Das könnte etwa die „großspurige Händlerin sein, die versucht anerkannt und gelobt zu werden“ oder der „räudige Schnorrer, der versucht ein paar Münzen zu bekommen“. Übe verschiedene Ansätze und variiere in Gestik, Mimik, Vokabular und Stimme – reflektiere dann was funktioniert hat und was nicht. Setze dich vorher mit den OT-Herausforderungen und Fallstricken des „Rollenspiel im Rollenspiel“ auseinander.
  • Übe mit dem Spiel „Ich bin mein Freund“ deine Schauspielfähigkeiten: Nutze (abgesprochen) die Identität, Gestik und Mimik eines Freundes und gebe dich gegenüber anderen Personen als diese Person aus. Falls dein Kumpan oder deine Kumpanin daneben stehen – tauscht einfach die Identitäten. Verwirrt euer Gegenüber und beübt eure Interpretations- und Schauspielfähigkeiten.

Durch interaktives Spiel versuchen „schurkische Situationen“ mit anderen Individuen oder Gruppen zu erzeugen. Dabei sollte immer darauf geachtet werden, dass die „schurkischen Situationen“ möglichst viele offene Möglichkeiten haben, wie diese sich entwickeln und ausgehen können. Eine „Rückzugsmöglichkeit der Mitspielenden“ sollte immer aufrecht erhalten und klar angezeigt werden. Schurkische Situationen sollten immer als „Konfliktspiel-Angebot“ aufgebaut sein. Hier sind einige Beispiele:

  • Spielangebot in die Welt bringen: Egal ob Konfliktspiel, Handelsspiel oder Hintergrundambiente, gibt der Spielwelt soviel du kannst und überlasse es deinen Mitspielerinnen, ob sie darauf einsteigen wollen: Formuliere und gestalte alle deine Aktionen als „Angebot“.
  • Eskalationsspirale rauf und runter: In einer Streit- oder Konfliktsituation erst eskalieren dann deeskalieren. Üben wie man sich aus eskalierten Situationen herauswinden kann.
  • Unangenehme Situationen erzeugen: Leute zu einer Runde Glücksspiel einladen und das Spiel dann langsam in eine Richtung entwickeln, die der eingeladenen Person unangenehm wird: immer höhere Einsätze, Kredite anbieten, steigernde Drohungen einflechten, Messer auf den Tisch legen, Kredite aufnötigen, anstarren, lachen, anstarren. Achte darauf dass es für das Opfer immer einen „Exit“ gibt und sich nie jemand OT unangemessen unwohl fühlt. Versuche dabei OT empathisch zu sein.
  • Einmischen: Versuche dich in fremde hinterhältige Verhandlungen und Intrigen einzubinden. Du könntest versuchen herauszufinden welche politischen oder wirtschaftlichen Intrigen um dich herum passieren und dich einfach als „operative Kraft“ anbieten.
  • Pläne schmieden (und optional durchführen): Planung oder Durchführung von Diebstahl und Raub in den Spielbereichen oder Wäldern ringsherum produziert viel Rollenspiel. Während eine Durchführung oft zu spannendem unvorhersehbarem Rollenspiel und manchmal auch zu üblen Konsequenzen führt, kann die „theoretische Planung“ von Schattentaten sehr viel konfliktfreies schurkisches Rollenspiel produzieren. Du brauchst nur die richtigen Mittäter und Mittäterinnen (oder Handlanger – wie auch immer man es sieht) dafür.
  • Persönliche Rivalitäten erzeugen und bespielen: Eine persönliche Rivalität mit einem anderen Charakter könnte in verschiedenen Situationen zur Entfaltung kommen, in einem täglichen „Aufreger“, ständigen „Drohungen“, einem Duell, einem verborgenen Konflikt oder einer langfristigen Fehde.
  • Verführung und Manipulation: Du kannst versuchen deine Überredungskünste zu nutzen, um andere Charaktere zu manipulieren oder für seine eigenen Zwecke zu gewinnen. Dies könnte Geschäftsbeziehungen, Handlangertätigkeiten oder politische Allianzen umfassen.
  • Bespiele den „Mangel“ oder „Struggle“ (auch wenn du 100 Silberlinge im Zelt liegen hast) gegenüber anderen Charakteren. Mangel können etwa Hunger, finanzielle Not, Schulden, Krankheiten oder alte Verletzungen (aus Schattentaten) sein.
  • Durch Bandenbildung oder dem Beitritt zu einer Bande oder einem Informationsnetzwerk erzeugst du einen neuen Nexus an Rollenspiel für deinen schurkischen Charakter.

Durch Konfliktspiel-Angebot mit Kontrollfragen kannst du dein Rollenspiel interaktiver, fairer und offener gestalten. Reflektiere dein eigenes Rollenspiel innerlich mit Kontrollfragen. Aktiviere dein soziales Grundverständnis und lasse es immer „mitschwingen“. Versuche OT empathisch zu sein, während du IT schurkisch unangenehm wirst. So haben andere Spieler und Spielerinnen mehr Spaß daran, mit dir in den „gespielten Konflikt“ zu gehen. Versuche dabei nicht nur „für dich“, sondern auch „für andere“ zu spielen. Reflektiere und überprüfe dein Konfliktspiel regelmäßig mit folgenden beispielhaften Kontrollfragen:

  • Konsumieren oder produzieren: „Konsumiere ich grade nur – oder produziere ich auch Rollenspiel?“
  • Aktio-Reaktio: „Haben wir ein gutes Aktion-Reaktion-Verhältnis in der aktuellen Szene? Hat mein Gegenüber genug „freie Tanzfläche für sein/ihr Rollenspiel?“
  • Exit verfügbar?: „Habe ich eine Exitmöglichkeit eingebaut? Versteht mein Gegenüber mein Konfliktspiel als Angebot mit Rückzugsmöglichkeit? Kann mein Gegenüber den „Exit“ nehmen?
  • Stageing der Spielpartner/innen: „Wie kann ich mein Gegenüber „stagen“, also auf eine Bühne heben, um den Konflikt gemeinsam zu bespielen und einen „Teilsieg“ zu geben?“
  • Ist das eine Szene für mich oder für Andere? „Macht meine Interaktion die Szene besser oder unterbreche ich eventuell etwas, dass sich jemand für andere Spielerinnen und Spieler ausgedacht hat?“
  • Bei Diebestaten: Wie kann mein Opfer mit der Situation weiterspielen? „Wird es überhaupt als Rollenspiel-Diebesaktion wahrgenommen oder sucht sich jemand dann OT dumm und dämlich nach dem gediebten Gegenstand? Wie taucht der gediebte Gegenstand wieder im Rollenspiel auf? Gibt es eine Hehlerstruktur um die gediebten Gegenstände im Spiel zu behalten?“
  • Bei Anschlägen und Attentaten: Muss ich einen Charakter wirklich final töten oder reicht es wenn er knapp überlebt? „Gab es ausreichend Gelegenheit zum Rollenspiel, um den tödlichen Konflikt zu bespielen? Muss der möglichen Charaktertod OT besprochen werden? Wie kann ich Interaktionsmöglichkeiten im Nachgang erzeugen? Als Auftraggeber oder Auftraggeberin: Akzeptiere das Ergebnis und mache daraus Rollenspiel, wenn das Ziel nicht erledigt wurde.“

Mit einer Auswahl aus diesen Methoden, Tipps, Tricks und Übungen kannst du deinen schurkischen Charakter glaubhafter und intensiver darstellen. Wenn du noch mehr Ideen hast, lass es uns wissen!

Dieser Leitfaden war ein Gemeinschaftsprojekt. Ich danke allen Personen die im Hintergrund zu diesem Artikel beigetragen haben: ElMa, BruDL, Gw, Enn, Fl, Dj, Kn, Ell, Ar, LuCa und Mr. Dengel!

One thought on “Verbesserung des schurkischen Rollenspiels

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